Traumatisierte Tiere
Traumatisierte Tiere

Traumatisierte Tiere

Traumatisierte Tiere

Viele Tierhalter stellen sich die Frage - war das Erlebte ein Trauma?

Oder hat mein Tier einfach nur schlechte Tage

oder bockt es

oder (ich höre auch oft) der spinnt einfach mal wieder

oder akzeptiert mich nicht als Chef

 

oder dem muss man nur mal zeigen, wer hier das Sagen hat usw.....

Ein Trauma ist eine psychische oder physische Auffälligkeit nach einer Begebenheit, die man als Tierbesitzer entweder wahrgenommen oder vermutet hat.

Das Wort Trauma kurz erklärt:

Der Begriff PTBS kommt aus dem Human Bereich und bedeutet: Posttraumatisches Belastungssyndrom. Eine Störung, die nach einem Trauma auftritt. Mittlerweile ist es auch im Tierbereich ein Begriff.

Ein Tier ist nach einem Erlebnis im seinem Verhalten verändert. Oder hat von Anfang an irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten, die ich mir nicht erklären kann.

Es ist eigentlich unbedeutend, ob psychisch oder körperlich. Sehr oft ist beides vorhanden.

Wenn ein Tier ein Trauma erlebt, durchlebt es eine starke Bedrohung von außen. Meist kann es sich nicht dagegen wehren. Viele erleben so etwas wie eine Schockstarre. Das heißt, sie können in dem Moment nichts dagegen machen. Andere versuchen, sich zu wehren. Aber ohne Erfolg, sie bleiben in dieser Situation gefangen.

Ein kleiner Abstecher ins Medizinische:

Ein Gehirnbereich von Menschen und Tieren ist das limbische System. (Gefühl und Lernsystem) Eine Funktionseinheit des Gehirns. Hier entstehen Emotionen und werden verarbeitet.

Ich selbst bin sehr wohl der Meinung, dass Tiere Emotionen empfinden können - Angst, Freude, Stress, Trauer, Wohlbefinden – ich mache täglich als Tierkommunikatorin die Erfahrung. Leider wird es oft als „vermenschlichen“ abgetan.

Was passiert also in so einer Situation?

Das limbische System und das Großhirn arbeiten zusammen. Der Körper reagiert mit Flucht oder Angriff und entspannt sich idealerweise wieder.

Was passiert bei einem Trauma?

Hier passiert eigentlich das gleiche, allerdings reagiert das Tier übermäßig stark, es entsteht Stress und die Zusammenarbeit zwischen Großhirn und limbischen System ist gestört. Das Tier kann nicht mehr mit Flucht oder Angriff reagieren. Das heißt, es ist handlungsunfähig. Die regulierenden Aktionen sind nicht mehr vorhanden. Der Organismus kann sich nicht entspannen. Die Alarmbereitschaft und der Stress bleibt. Aber Gefühle werden abgespeichert. Diese sind später für die sogenannten Trigger verantwortlich, die übermäßige Reaktionen auslösen können. Schwierig ist es, wenn die Bezugsperson bei dem Trauma mit dabei war und der Hund es verknüpft. Da ist viel Arbeit nötig um wieder Vertrauen aufzubauen – aber nicht unmöglich!

In der Naturheilkunde unterscheidet man bei Krankheiten zwischen akut und chronisch.

Sind die Auswirkungen eines Traumas akut, dann merkt man im besten Fall spätestens nach ein paar Wochen nichts mehr. Das Tier hat das Trauma selbst verarbeiten können.

Dauert es länger, heißt länger als einen Monat werden die Störungen chronisch. Das ist auch oft bei Fällen, wo mehrere Traumata vorhanden sind.

Hier brauchen die Tiere wirklich sehr lange Unterstützung.

Welche Symptome können auftreten?

Es wurden Studien gemacht und herausgefunden, dass die Symptome tatsächlich so ähnlich wie bei Menschen sind. Die Tiere erleben das Trauma sozusagen wieder, die Angst, das Körperempfinden. Leider werden diese Reaktionen sehr oft mit Dominanz verwechselt. Und das Tier fatalerweise in bestimmte Situationen mehr oder weniger rein gezwungen. Man will desensibilisieren. Ein genaues Hinschauen und Beurteilen ist nicht nur hilfreich, sondern unerlässlich!

Das Tier weicht bei der Bewegung vom Menschen (auch vom Halter) zurück.

Der Hund lässt sich nicht mehr anleinen.

Das Pferd lässt sich auf einmal nicht mehr satteln oder reiten

Das Tier geht an bestimmten Stellen nicht mehr weiter, der Hund fängt zu zittern an und weigert sich, auch nur einen Schritt zu gehen.

Das Pferd fängt an zu scheuen und tänzelt rückwärts.

Bestimmt Situationen beim Training sind nicht mehr möglich

Übertriebene Wachsamkeit und gesteigerte Ängstlichkeit

Das Tier weicht mir nicht mehr von der Seite oder aber genau das Gegenteil, es weicht mir ständig aus, es ist keine Bindung mehr vorhanden,

ständige Übersprungshandlungen

Schwierigkeiten bei der Selbstregulation von Gefühlen und Reaktionen

Schlafstörungen

Das Tier zeigt plötzlich Drohgebärden. Hier sollte man ganz genau unterscheiden... wie ist die Körperhaltung usw. Ein wirklich guter Trainer ist da sinnvoll

Die Frage ist, wie kann ich meinem traumatisierten Tier helfen?

Was kann ich selber tun?

Welche Therapien gibt es?

Als erstes sollte tatsächlich pathologisch alles abgeklärt werden. Manchmal ist es tatsächlich kein Trauma, sondern es steckt etwas ganz anderes dahinter. Hormone werden oft unterschätzt. Auch versteckte Infektionen, Viren usw. Die Liste ist lang. Als Tierheilpraktikerin sehe ich das ganze Tier. Also Körper und Geist (Psyche).

UND: 

Es gibt k e i n Standardprogramm!

Irgendwelche pauschalen Ratschläge bringen nichts!

Jedes Tier muss individuell gesehen werden.

Am wichtigsten ist die Sicherheit für das Tier. Es muss soviel Sicherheit im täglichen Leben haben, dass eine Beziehung möglich ist. Dann kann es sich entspannen. Wahrscheinlich braucht es auch einen festen, stabilen Rahmen, heißt feste Strukturen, in dem es sich bewegen kann. Und vor allem eine Verhinderung weiterer Traumatisierungen. Damit es besser und gelassener mit ungewohnten Situationen umgehen kann. Unsere Tiere sind soziale Wesen, d. h. die Bezugsperson ist immens wichtig. Sämtliche Situationen, die das Tier als stressig empfindet, sollten erst mal wenn irgendwie möglich vermieden werden.

Ein ganz wichtiges Thema ist die Körperwahrnehmung. Diese traumatisierten Tiere spüren ihren Körper nicht mehr richtig. Wir sollten auch unsere Stimme und den Körperausdruck kritisch überprüfen. Wir neigen ja alle dazu, in schwierigen Situationen anders zu reden und zu agieren. Tiere nehmen das sehr wohl wahr und sind sofort alarmiert. Auch unser Verhalten ist mit ausschlaggebend. Kann ich gelassen und positiv denkend sein in bestimmten Situationen, dann werde ich auch innerlich ruhig bleiben und kann mein Tier unterstützen. Wenn ich aber angespannt bin, strahle ich Angst, Unsicherheit und Nervosität aus. Und vor allem: ist uns bewusst, was wir denken?

Unsere Tiere sind ja von Natur aus neugierig. Arbeiten wir doch damit. Es gibt so vieles Interessantes zu erleben. Wenn wir die freudige Neugierde des Tieres auch noch loben, stärken wir ganz nebenbei sein Selbstbewusstsein.

 

Ingrid Daffner

zertifizierte Tierheilpraktikerin

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